13.02.2019
Unser Flug von Havanna aus verläuft durch das Wetter mit einigen Turbulenzen, aber wir kommen sicher und nach kurzer Flugzeit in Cancún an. Die Einreise nach Mexiko erweist sich als große Geduldsprobe. Immerhin sind wir aber wieder in einem Land mit Standards des 21. Jahrhunderts und es gibt kostenloses WLAN im Flughafen. In der Stempelschlange stehen bei unserer Ankunft seeeehr viele Menschen.
Eingereiht zwischen gefühlt fünf asiatischen Großfamilien planen wir schonmal, wie wir vom Flughafen zur Unterkunft kommen. Glücklicherweise liegt unser Hostalito nur ein paar Blocks vom Busbahnhof entfernt und die ADO Busse fahren jede halbe Stunde ins Zentrum. Es ist 21:05 Uhr, also werden wir den 21:40 Uhr Bus ja wohl schaffen, denken wir. Doch da haben wir die Rechnung ohne die mittelamerikanische Bürokratie gemacht. Nach gut 50 Minuten sind wir fast zum Schalter vorgedrungen, als eine gellende Frauenstimme verkündet, dass der einzige Stempler, der unsere Schlange bearbeitet, jetzt Feierabend macht. Im Ernst jetzt? Anstatt die Reihenfolge beizubehalten, rollt die Dame das Feld von hinten auf und wir enden doch tatsächlich als die ALLERLETZTEN in der neu formierten Reihenfolge. Mexikanische Gelassenheit ist angesagt; das müssen wir echt noch üben… Mit einem reedgedeckten Dach, einem kleinen Pool und Muschelwaschbecken wirkt unser Hostalito wie eine kleine Oase im sonst eher hässlichen und pauschalurlaubsgeprägten Cancún.
Nach fast 1 1/2 Stunden haben wir einen blassen Stempel in unseren Pässen. Doch jetzt muss noch das Gepäck durch die Kontrolle. Die fünf asiatischen Großfamilien müssen ihre Koffer öffnen und T-Shirt für T-Shirt komplett leeren, weil sie offensichtlich mehr als die 25 erlaubten Zigarren über die Grenze bringen wollen. Das kann ja heiter werden. Wider Erwarten verläuft unsere Kontrolle jedoch reibungslos und wir können schnell zum Büro der ADO Busse laufen.
Die nette Dame verkauft uns zwei Tickets für unsere in Kuba eingetauschten Pesos. Endlich, um kurz vor 23 Uhr, sitzen wir im Bus nach Cancún City. Nach einer 25 minütigen Fahrt kommen wir am Downtown Terminal an, heben etwas Geld ab und lassen uns von einem Taxi direkt vor die Haustür unseres Hostels fahren.
El Hostalito in Cancún
Kaffee aus kleinen Tonkrügen
Frisch belegte Tortas zum Frühstück
14.02.2019
Am nächsten Morgen bringt uns Martín aus dem Hostalito zu einer kleinen Bar, wo uns auf gebackenen Tortillas ein mexikanisches Frühstück serviert wird. Der Kaffee wird in süßen kleinen Tonkrügen gereicht. Am Nebentisch nervt eine Amerikanerin mit “amazing Protips”, egal, wir fühlen uns trotzdem wohl! Yucatan sieht nicht im entferntesten aus, wie man sich Mexiko vorstellt.
Nach einigen Besorgungen für die Reise im Oxxo treten wir den Weg zum Busbahnhof an. In einem komfortablen Bus lassen wir uns für umgerechnet 5€ die Küste entlang nach Tulum schaukeln.
Meine Vorstellungen der Vegetation entsprachen eher so 2-3 Kakteen pro Kilometer und ansonsten Sand und Wüste, was vermutlich nicht mal für den Norden des Landes der Wahrheit entspricht… Am Rand der Autobahn sieht man nur Dschungel, soweit das Auge reicht. Am minikleinen Busbahnhof in Tulum angekommen spüren wir zum ersten Mal die erbarmungslose mexikanische Hitze. Schon nach dem kurzen Weg zu unserer Unterkunft sind wir komplett nassgeschwitzt. Es hat 34 Grad und die Sonne brennt auf uns herunter.
Das Zimmer in unserem Hostel “HAH” ist ok und wir haben ein eigenes Bad. Die Freiwillige quatscht permanent in sehr schlechtem Englisch, obwohl ich sie auf Spanisch anspreche – ein Phänomen, das uns in Tulum noch öfter begegnen wird. Dementsprechend kapieren wir nicht, welche Tür wir nicht zusperren sollen und sperren uns erstmal aus. Nicht weiter schlimm, man kann ja durchs Fenster klettern. Sehr beruhigend… nicht.
Nach der vergeblichen Suche eines Fahrradverleihs preist die Freiwillige Räder aus einem Nachbarhostel zu einem “special price“ an. Wir laufen durch die sengende Hitze und staubige Straßen ein paar Blocks zu besagter Unterkunft. Ein sehr alternativer Typ ohne Hemd und Schuhe bietet uns seine Rostlauben an. Ungeduldig nehmen wir die Dinger für 80 Pesos pro Rad mit. Mittlerweile sind wir schon ziemlich genervt und wollen einfach nur an den Strand.
Nachdem wir mit den dämlichen Fahrrädern zwei Mal jeweils einen halben Kilometer weit gekommen waren, ständig die Kette raussprang und die Bremsen nicht funktionierten, waren wir endgültig pappsatt. Gaston klingelt wutentbrannt zum dritten Mal beim Hostel, setzt sein bösestes Gesicht auf (dazu muss man wissen, dass er wirklich selten böse wird…), knallt die Drahtesel in die Ecke und verlangt mit den Worten “Give me my money back“ unser Geld zurück. Der Alternativtyp ist plötzlich ganz kleinlaut und gibt uns wortlos die 160 Pesos zurück. Mannometer, die Mexikaner machen sich gerade nicht sehr beliebt.
Traumhafte Sache, wenn man einmal da ist...
Fischerboote am Strand
Mit dem Taxi fahren wir für 100 Pesos nun endlich zum Strand. Der ist extrem voll mit Touristen, dafür haben wir karibisch blaues Wasser und strahlenden Sonnenschein. Wir laufen ein ganzes Stück den Strand entlang, bis vor dem Horizont die Ruinen von Tulum direkt über den Klippen auftauchen!
Etwas versöhnt lassen wir uns auf unseren Handtüchern nieder und springen ins kühle Nass. Nach der Abkühlung genießen wir den Sonnenuntergang am Strand mit Bananenchips und teilen uns mit einem Pärchen aus Venezuela das Taxi zurück ins Zentrum.
Wir essen in einem typisch mexikanischen Restaurant zu Abend. Tulum bietet unglaublich viele Restaurant entlang der Hauptstraße, die alle unglaublich hipp und unglaublich teuer sind. Partybackpacker kommen hier voll auf ihre Kosten, wir suchen eher die Seitenstraßen, fernab von allen Händlern und Amerikanern… Im „El Rincon Chiapaneco“ bestellen wir uns zwei aguas frescas, riesige Gläser mit einer Art Schorle und typisch mexikanisches Essen.
Den netten Kellner, der aufgrund des nicht vorhandenen Englischs endlich mal Spanisch mit uns spricht, müssen wir zu ungefähr jedem zweiten Gericht erstmal befragen, weil weder wir noch der Google-Übersetzer die mexikanischen Bezeichnungen kennen. Ganz lieb erklärt er uns alles und fügt jedes zweite Mal noch hinzu: “Pero no es picante!” (Es ist nicht scharf.) Die mexikanische Küche besteht zum Großteil aus Fleisch, Bohnen und Tortillas. Sehr lecker, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig.
Zurück im Hostel erwartet uns eine weitere Überraschung: Neben unserer Unterkunft, durch eine Bambuswand getrennt, gibt es eine Bar, die die Musik auf mexikanischer Lautstärke wirklich VOLL aufgedreht hat. Bis 3 Uhr nachts wummern die Bässe in unser Zimmer hinein. Viva Tulum!