15.02.2019
Bei einem sehr spartanischen Frühstück in unserem Hostel (eine halbe Banane und ein Toast) lernen wir ein Pärchen aus Dänemark bzw. Polen kennen. Sie erzählen uns von ihrem Ausflug nach Akumal, einem Strandort, in den wir heute auch fahren wollen. Anscheinend hatten wir auf den gleichen Websiten recherchiert und viele Tipps scheinen noch aktuell zu sein. Kurz nach halb neun steigen wir in ein Colectivo, das uns für 35 Pesos in das eine halbe Stunde entfernte Akumal bringt. Hier gibt es große Meeresschildkröten und eine schillernde Unterwasserwelt!
Das Hostel 'HAH'
Frischer Obstsalat im Schatten
Die angebotenen Touren zum Schwimmen mit den Tieren sind unglaublich teuer (89 Dollar!!), das können wir doch auch ohne! Schwierig gestaltet sich allerdings erstmal der Zugang zum Strand. Überall lauern geschäftstüchtige Mexikaner, wollen uns Schwimmwesten für 6$ und den Strandzugang für 5$ andrehen. Die Orientierung fällt uns etwas schwer, weil die Hälfte der auf der Karte eingezeichneten Straßen auf privatem Grund zu verlaufen scheinen. Wir suchen den “Akumal Dive Center“, durch den man laut einschlägiger Blogs umsonst auf den öffentlichen Strand kommen soll – vergeblich. Der vermeintliche Dive Center ist ausgeschildert und verkauft den Strandzugang für 5$.
Ein Mexikaner erklärt uns, es gäbe da ein Missverständnis mit den Begrifflichkeiten: Der Strand sei schon öffentlich, bloß verliefen die Wege dorthin auf privatem Grund und es gäbe kein Durchkommen, ohne zu bezahlen. Welch Taktik! Kurz vor dem Aufgeben kommt uns noch eine Idee. Es gibt eine Rezeption für den riesigen Hotelkomplex, bei der wir nach dem Restaurant Lol-Ha fragen, das direkt am Strand liegt. Als hätten wir ein Code-Wort genannt, werden wir ohne näheres Nachhaken einfach so auf das Grundstück gelassen! Perfekt.
Fix die Brillen auf und los geht's!
Die ersten Meeresbewohner begrüßen uns
Natürlich essen wir nichts im überteuerten Lol-Ha, sondern schlagen unsere Handtücher im weißen Sand auf, machen Taucherbrille und Schnorchel startklar und springen ins türkisblaue Meer. Im Vorfeld hatten wir uns ein wenig Sorgen um die Sicherheit unserer Wertsachen gemacht, aber am Strand liegen so viele Touristen, dass es Taschendieben wohl schwer fallen würde, unbemerkt zuzugreifen. Immer den Gruppen mit den riesigen orangen Schwimmwesten hinterher hoffen wir darauf, den Blick auf eine Meeresschildkröte zu erhaschen.
Die Unterwasserwelt ist wirklich wunderschön, es gibt unglaublich viele verschiedene Fische, Korallen, Seeigel und Kalmares. Bloß leider lässt sich keine einzige Schildkröte blicken! Auch die Mitglieder der geführten Touren steigen etwas enttäuscht aus dem Wasser. Wir nicht, was wir sehen durften war wirklich wahnsinnig schön, auch ohne Schildkröte. Nach kurzer Trocken- und Aufwärmzeit auf dem heißen Sand versuchen wir erneut unser Glück.
Der Auftrieb im Wasser macht das Schnorcheln einfach
Da es mittlerweile schon später Vormittag ist, sind nun mehr Gruppen und Möchtegern-Ranger im Wasser und nerven unsäglich mit angeblich obligatorischen Schwimmwesten (die nur für die geführten Touren obligatorisch sind). Mannometer, die Mexikaner machen sich weiterhin nicht beliebt! Wir umschwimmen einen besonders aufdringlichen Mexikaner und schnorcheln zwischen den abgesteckten “protected areas” durch. Noch einmal dürfen wir die wunderbare Unterwasserwelt bestaunen.
Unbemerkt knallt die mexikanische Sonne auf unsere Hinterteile und verpasst uns Pavianpos… Mist. Die Schmerzen beim Sitzen im Colectivo zurück nach Tulum nehmen wir allerdings gerne in Kauf, Akumal bekommt eine dicke Empfehlung! Wie auch beim Tauchen auf Kuba hat sich unsere eigene Schnorchelausrüstung nun schon zum zweiten Mal bewährt.
Viele bunte Fischlein und sogar ein Rochen zeigen sich!
Der Tag ist schon fortgeschritten und wir wollen uns heute noch die Mayaruinen von Tulum ansehen. Nachdem wir im Hostel fix die Badesachen gegen lange Hosen ausgetauscht haben (Aua!), fahren wir erneut mit dem Colectivo das kurze Stück zu den Ruinen. Um 16:30 Uhr startet die “entrada especial“, quasi der Abendtarif. Der stolze Preis von 255 Pesos (statt tagsüber 75) schmerzt schon etwas, lohnt sich aber, da man die Ruinen wirklich fast für sich alleine hat.
Ganz in Ruhe schlendern wir durch die große Anlage und können tolle Bilder machen. Die Ruinen liegen direkt am karibischen Meer und sind bei diesem Abendlicht besonders schön anzusehen. Große Leguane fangen die letzten Sonnenstrahlen des Tages ein. Gegen 18:30 Uhr geht die Sonne unter und das größte Gebäude der ehemaligen Mayastadt, der Tempel der Schlangengottheit, glüht in sanftrotem Licht. Was für ein Schauspiel!
Das ist wieder einer dieser Momente, in denen uns klar wird, was wir immer noch nicht richtig fassen können: Wir sind auf Weltreise!
Wir befinden uns in einem Land, über das im fernen Europa so viele Horrorgeschichten erzählt werden und das als so unsicher und gefährlich beurteilt wird. Und doch könnten wir uns in Yucatan nicht sicherer fühlen. Klar, in den Norden Mexikos würden wir uns auch nicht gerade wagen… Aber es ist schön, sich selbst ein Bild machen zu können von diesem wunderbaren, wunderschönen und so kulturreichen Land. Wir sind so froh, hier zu sein!