05.07.2019
Nichtsahnend verabschieden wir uns von unseren süßen Hosts im Waiting House in Chiang Mai. Mit dem Grab am Busbahnhof angekommen, wartet eine Überraschung auf uns: Alle (!) Busse nach Chiang Rai sind heute ausgebucht. Wie das bei mindestens 15 verkehrenden Bussen täglich passieren kann und ob gewisse Taxifahrer nicht einfach mit den Busunternehmen zusammenarbeiten, ist uns bis heute nicht ganz klar… Natürlich warten schon diverse Taxifahrer auf uns, die uns für den doppelten Preis nach Chiang Rai bringen wollen – nach kurzer Diskussion und zwecklosen Verhandlungsversuchen stellen wir fest, dass wir wohl keine andere Wahl haben und setzen uns zu ein paar Einheimischen, die anscheinend auch kein Ticket mehr ergattern konnten. Die nächste Überraschung folgt wenig später: Es ist kein Minivan, in dem wir die 170km überbrücken werden. Es ist ein Sammeltaxi, ein Jeep mit überdachter Pritsche und Holzbänken. Das kann lustig werden!
Wenig später sitzen wir zu acht dicht gedrängt im Taxi, das Gepäck in der Mitte. Ein Banker, ein Soldat, eine äußerst griesgrämige Lady und ein etwas seltsamer Herr, der vergeblich versucht, mit Gaston auf Thai zu kommunizieren, sind mit an Board. Mir gegenüber sitzt eine Asiatin mit der T-Shirt Aufschrift „Ich komm zum Glück aus Osnabrück“. Das können wir irgendwie nicht so Recht glauben…
Erster Stopp: Tankstelle. Das Geld wird eingesammelt, damit der Fahrer den Diesel bezahlen kann. Eineinhalb Stunden später machen wir kurz Pause an einer Raststätte, dann geht die holprige Fahrt über schlechte Straßen und kilometerlange, staubige Baustellen weiter. Ein Trittbrett trennt uns vom Asphalt, der 100 km/h schnell unter uns vorbeischießt. Was passieren würde, wenn wir einen Unfall hätten, wollen wir uns besser nicht ausmalen.
Endlich, endlich nach knapp 4h Fahrt kommen wir in Chiang Rai an. Wir bestehen entgegen heftiger „Bus Station“-Rufe des seltsamen Alten darauf, nahe unserer Unterkunft am Highway auszusteigen. Das Abenteuer neigt sich dem Ende zu!
In unserer Unterkunft werden wir von der Hausherrin Dada aufs herzlichste empfangen. Ein kleines Ameisenproblem im Zimmer löst sie fix, erklärt uns alle Sehenswürdigkeiten, obwohl sie kaum Englisch spricht, leiht uns einen Roller aus und möchte für uns kochen. Geschäftstüchtig ist sie, aber nicht aufdringlich. Wie so oft buchen wir eine Nacht und bleiben länger. Dada kocht ein fürstliches Abendessen für uns, es gibt Suppe, Rührei, Reis und gebratenes Gemüse. Sie freut sich wie ein Schneekönig, dass es uns schmeckt und kriegt sich gar nicht mehr ein, als wir versuchen, ihr auf Thai ein Kompliment zu machen.
06.07.2019
Am nächsten Tag starten wir früh zum Wat Rong Khun, besser bekannt als weißer Tempel, einem Großprojekt des Künstlers Chalermchai. Mit einem religiösen Tempel hat die Anlage in unseren Augen allerdings nicht so sehr viel zu tun. Als wir kurz nach Öffnung ankommen, sind schon viel zu viele Menschen unterwegs, aber es gelingt uns trotzdem, die beeindruckend glitzernden Palastbauten zu genießen. Die Anlage ist mitten im Bau, erst 2070 soll sie voraussichtlich fertiggestellt werden. Um von Großinvestoren unabhängig zu bleiben, nimmt der Künstler maximal 250€ pro Spender an – ein guter Gedanke. Jeder der gespendet hat, bekommt ein silbernes Blatt, von denen bereits Millionen auf dem Gelände aushängen.
Nach dem Sightseeing gönnen wir uns einen Fruit Shake im nahen Stadtwäldchen, aber für ein entspanntes Sitzen ist es einfach zu heiß und es sind zu viele Ameisen unterwegs…
Am Nachmittag sehen wir uns den Blue Temple an, ebenfalls ein neues Bauwerk, das erst 2017 fertiggestellt wurde. Die Wandmalereien im Inneren sind wirklich wunderschön. Ein riesengroßer, ebenfalls bunt bemalter Gong hat es Gaston angetan…
Zum Schluss fahren wir noch zum Gelände des Baandam Museum und kommen gerade noch rechtzeitig vor der Schließung an. Skurril und teils etwas gruselig wirkt die Sammlung von schwarzen Häusern, Reptilienhäuten und allerhand Skultpuren, Bildern und anderen Kunstgegenständen des Künstlers Tahwan Duchanee. „Ist das Kunst oder kann das weg?“, ist der beste Satz, der mir dazu einfällt. Dazu muss man allerdings sagen, dass mir was moderne Kunst betrifft wohl irgendwie die Sensibilität zu fehlen scheint…
Hier übrigens mal eine Fotoreihe mit den Lieblingsposen der Asiatinnen: Noch nicht perfekt, aber ich übe fleißig weiter! 🙂
07.07.2019
Heute soll es nach Laos weitergehen. Auf die Reise über die Grenze sind wir schon sehr gespannt. Vorher wollen wir uns aber noch den Big Buddha, ein weiteres Highlight Chiang Rais ansehen. Schon von weitem können wir von der Straße aus das strahlend weiße Bauwerk sehen, das wirklich sehr „big“ ist! Als wir im kleinen Dorf vor dem Monument ankommen, klingen Parteilieder aus Megafonen an den Strommasten. Die Dorfbewohner sind auf der Straße, kehren und sammeln Müll und bringen das Dorf auf Hochglanz – „Hier ist Subbotnik“, meint Gaston.
Nach der spannenden Erfahrung mit der thailändischen Polizei in Chiang Mai parken wir unser Moped etwas abseits und machen uns auf den Weg nach oben. Der Big Buddha ist eigentlich gar kein Buddha, sondern eine Göttin namens Guan Yin. Eine pompöse Drachentreppe führt zur Statue empor. Da die Asiaten ein Taxi (!) statt der rund 100 Stufen auf den Berg nehmen, haben wir die Treppe und Frontansicht des Bauwerks endlich mal für uns allein. Natürlich sieht so ein Bauwerk aus der Ferne viel beeindruckender aus und so sparen wir uns auch den Aufzug in den Kopf der Göttin und besteigen lieber den 12 stöckigen Gebetsturm etwas abseits. Dada hat Recht behalten: Da hätten wir schon etwas verpasst!
Wieder zurück in Chiang Rai starten wir unsere Reise nach Laos mit dem Bus, aber das ist eine andere Geschichte…