16.02.2019
Nach einer weiteren unruhigen Nacht steht für uns fest, dass Tulum nicht auf den Top Ten unserer liebsten Orte landen wird. Wir machen uns einen ruhigen Morgen, bevor uns der Bus gegen Mittag nach Valladolid bringt. Über dieses Städchen haben wir vorher nicht viel Spektakuläres gelesen, dementsprechend niedrig waren auch unsere Erwartungen. Valladolid soll jedoch die perfekte Station sein, um Chichén Itzá, Ek Balam oder einige Cenoten zu besuchen.
Der Charme des Städtchens gefällt uns sehr
Hier ist es noch heißer als in Tulum und gleichzeitig ist die Luftfeuchtigkeit um ein Vielfaches höher. Entgegen der Meinung einiger Backpacker aus dem Internet fällt uns schon auf dem Weg in unser AirBnB der Charme der Kleinstadt mitten in Yucatán auf. Die alten Gebäude sind frisch getüncht und die Straßen und niedlichen Gassen sauber und ordentlich. Eigentlich wollten wir heute noch Ek Balam, eine Ruinenstadt mitten im Dschungel nördlich von Valladolid besichtigen. Da erstens keine Colectivos mehr fahren und es zweitens wirklich unerträglich heiß ist, entscheiden wir uns jedoch für die Cenote Zaci mitten in Valladolid.
Das Klima hier unten gefällt uns schon besser. Wir springen in das angenehm kühle und kristallklare Wasser, in dem kleine Welse schwimmen. Eine herrliche Abkühlung!
Die Cenote ist ganze 29 Meter tief! Darüber denke ich lieber nicht so genau nach, als wir mitten durch das Becken schwimmen und bin ziemlich froh, diesmal die Taucherbrille Zuhause gelassen zu haben.
Flucht vor den unbarmherzigen Temperaturen
Das Freibad Valladolids: Die Cenote Zaci
Etwas Sonnenlicht bricht durch die Bäume auf die höhergelegenen Steine und trocknet uns wieder. Als wir gegen 18 Uhr aus der Höhle steigen, ist die Temperatur draußen endlich erträglich. Wir wundern uns, dass schon die Sonne untergeht und bekommen jetzt erst mit, dass wir mit dem Bus die Zeitzone überschritten haben!
Eindrücke aus der kultigen Kleinstadt Valladolid
Im Abendlicht spazieren wir durch das wunderschöne kleine Städtchen, in dem auch nach Einbruch der Dunkelheit die Geschäftigkeit nicht versiegt, und sehen uns die für katholische Verhältnisse einfach gehaltene Kathedrale an. Der Marktplatz ist übersät mit Händlern, die ihre Ware anpreisen und eine Gruppe von Mayanachfahren spielt vor der Kirche Hüftball und tanzt trommelnd und schreiend ums Feuer. Auf der ‚Calzada de los Frailes‘ finden wir ein schönes Restaurant namens „La Calzada“, in dem man auf der Dachterasse essen kann.
Einkauf in Mexiko
Da im Moment kein Platz ist, gehen wir zuerst noch in einem großen, ziemlich amerikanisierten Supermarkt einkaufen. Das rohe Schweinefleisch liegt hier offen mitten im Gang in einer Art Trog, die Zimtstangen sind über 50 cm lang und die ganze Ananas kostet 80 ct. Viva México!
Auf dem Dach des kleinen Restaurants nehmen wir schließlich ein fürstliches Abendessen aus verschiedenen yucatecischen Gerichten ein – für insgesamt 15€! Vielleicht gefällt uns Mexiko ja doch ein wenig… 😉
Aguas frescas: Jamaica und Horchata
Ein ganzer Tisch voller Köstlichkeiten
17.02.2019
Der nächste Tag beginnt für uns um 6:00 Uhr. Chichén Itzá soll ab 10 Uhr vollkommen überlaufen sein, sodass wir möglichst zur Öffnung um 8 Uhr vor Ort sein wollen. Das klappt natürlich nicht ganz so, wie geplant, aber immerhin betreten wir um 9 Uhr den Park. Die Eintrittspreise sind horrend und ich als “Finanzministerin” hatte mich etwas in der Bargeldmenge verschätzt. Wir können die Tickets bezahlen und das Geld reicht auch gerade noch für die Rückfahrt mit dem Colectivo. Eigentlich wollten wir uns danach noch Ik Kil, eine weitere Cenote geben, daraus wird jetzt leider nichts, weil der einzige Geldautomat uns keines geben will. Shit happens.
Wir haben das Weltwunder fast für uns alleine
Am Rande des Weges zur größten und wichtigsten bekannten Mayastadt in Mexiko bauen eine Vielzahl von Händlern gerade ihre Stände und Buden mit Souvenirs aller Art auf und man kann nur erahnen, wie es hier gegen Mittag zugehen wird. Völlig unvermittelt steht es plötzlich vor uns: El Castillo, der Mayatempel mit 91 Stufen auf allen vier Seiten, 30m Meter hoch, das Weltwunder.
Fantastisch. Atemberaubend. Geschichtsträchtig. Wie ein Ufo auf einer riesigen freien Fläche. Tatsächlich sind um diese Zeit verhältnismäßig wenige Touristen unterwegs, die das Schloss belagern. Eine ganze Zeit lang gehen wir um die Pyramide herum, staunen und sehen uns satt.
Auch die weiteren steinernen Bauwerke ziehen uns in ihren Bann, der Raum der 1000 Säulen oder die Cenote Sagrada mit ihrem tiefgrünen Wasser, vormals der heilige Brunnen der Maya. Man geht übrigens davon aus, dass ganz Yucatán mit einem Netz aus Cenoten und unterirdischen Flüssen untertunnelt ist. Für die Maya dienten sie als heilige Trinkwasserquelle, niemals jedoch zum Baden. Ab 10 Uhr wird die Hitze unerträglich und die Sonne erbarmungslos. Man hält es nur noch im Schatten der wenigen Bäume aus und wir schleppen uns durch den Rest der Bauwerke.
Die 1001. Säule im Raum der 1000 Säulen
Kunstfertige Verzierungen an den uralten Gebäuden
Wie schön wäre es jetzt, in die Ik Kil Cenote zu springen, naja. Der Geldautomat funktioniert immer noch nicht und so fahren wir eben wieder zurück nach Valladolid. Wir beginnen ob der unfassbaren Mittagshitze den Sinn der Siesta überdeutlich zu verstehen. Auf unserem Heimweg liegt das Kloster San Bernadino de Siena, in dem wir gegen eine freiwillige Spende einen mexikanischen Gottesdienst miterleben und die alten Klosteranlagen besichtigen dürfen. Hinter den dicken, in den Kreuzgängen bunt bemalten Steinmauern lässt es sich gut aushalten.
Die Kreuzgänge von San Bernadino in tonroten Farben
Mitgenommen von der Hitze ruhen wir uns in unserer Unterkunft erstmal aus. Als die Temperaturen gegen Abend von 38 auf 31 Grad sinken, trauen wir uns wieder heraus. Diesmal fällt unsere Wahl fürs Abendessen auf die Mezcaleria “El Terjo“, ein nicht ganz so preiswertes, aber umso besseres Restaurant. So kann unser letzter Abend in Valladolid bei refillable aguas frescas getrost ausklingen!
Mexikanische Schweinshaxe