03.07.2019
Im Norden Thailands scheint es an jeder Straßenecke einen Tempel zu geben – so jedenfalls ist es in der kleinen Stadt Chiang Mai, in der wir ein paar Tage verbrachten. Von Bangkok aus fahren wir mit dem Nachtbus etwa 10 Stunden in den Norden. Obwohl wir in Nachtfahrten mittlerweile ziemlich geübt sind und sie vor allem für lange Strecken immer gerne buchen, bringen sie doch immer einen müden Vormittag im Hotelbett mit sich.
Wir starten also gegen Nachmittag mit dem Roller in Richtung Altstadt. Unser super süßes Guesthouse liegt etwas außerhalb – mit einem fahrbaren Untersatz gar kein Problem und viel idyllischer als in der touristenvollen Innenstadt. Schon auf dem Weg zu unserem ersten Ziel, dem Wat Phra Singh, fahren wir an unzähligen kleinen und großen, weißen und goldenen Stupas und Tempeln vorbei. An Auswahl mangelt es nicht!
Ganz in Ruhe schlendern wir durch die verschiedenen Tempel und freuen uns, dass zu fortgeschrittener Stunde auch die Touristen immer weniger werden. Im ehemaligen Nationaltempel Wat Chiang Yuen versammeln sich gerade einige Mönche zum Gebet. In der Abendsonne glänzen die zahllosen Verzierungen an der großen weißen Stupa, während der Mönchsgesang durch die Tempelanlage schallt und dem Ort eine unheimliche Ruhe verleiht. In Asien fällt es uns bislang mit Abstand am schwersten, etwas von Land und Leuten und vor allen Dingen ihrer Kultur oder Musik mitzubekommen. Vielleicht, weil wir hier so sehr auffallen? Weil wir die Sprache nicht mal ansatzweise verstehen? Weil man uns als Touristen einfach nicht teilhaben lassen will?
Es ist schon fast dunkel, als wir die wunderschöne Anlage des Wat Chiang Man betreten. Im Haupttempel gibt es einen Glasbuddha zu bestaunen, der über 2500 Jahre alt sein soll. Wir steigen barfuß die Treppen hoch und finden am Eingang einen schlafenden Mönch im Liegestuhl vor. Ansonsten ist hier niemand. Keine Touristen, keine Einheimischen – es ist einfach nur vollkommen ruhig. Wir bestaunen die wunderschönen, kunterbunten Gemälde, mit denen die Tempelwände bemalt sind. Der Glasbuddha ist klein, aber dennoch in einem Schrein und hinter Dreifachgittern geschützt.
Die untergehende Sonne taucht die Anlage mit ihrer goldenen, von Elefanten getragenen Stupa in beinahe heiliges Licht. Der Himmel färbt sich gelb und rot, mit ihm die glänzenden Verzierungen und der güldene Dachstuhl. Im Wind klingen leise die Glöckchen, die an jeder Ecke von den Dächern hängen. Was für eine Atmosphäre! So haben wir uns Südostasien vorgestellt!
Auf dem Nightmarket gibt es allerhand Waren und Köstlichkeiten zu entdecken. Leider sind die Preise mal wieder den Touristenmassen angepasst und verschiedene Livebands geben auf unterschiedlich erträglichem Niveau Blues-Standards zum besten. Trotzdem kann der Abend bei Schaschlik und ein paar kleinen Errungenschaften wunderbar ausklingen!
04.07.2019
Am zweiten Tag wollen wir mit dem Roller dem berühmtesten Tempel Chiang Mais, dem Wat Phra Tat Doi Suthep, einen Besuch abstatten. Die Anlage liegt auf einem Berg im gleichnamigen Nationalpark nahe der Stadt. Während uns weder in Malaysia, noch in Thailand bisher irgendwer nach einem Führerschein gefragt hatte, scheint die Polizei die Kontrolle der internationalen Führerscheine als ihr Geschäftsmodell entdeckt zu haben. Wir hatten im Vorfeld über diese Kontrollen gelesen und haben schon mal die neuseeländische Übersetzung für Gastons Lappen bereitgelegt. (Er besitzt keinen internationalen Führerschein, weil es den für den alten rosa Lappen nicht gibt. Man hätte vorher einen EU-Führerschein beantragen müssen – wussten wir nicht und die 6 Wochen Bearbeitungszeit waren dann nicht mehr drin… Besser vorher informieren!)
Wir fahren also der Polizei, die natürlich an der Touristenroute im Kilometerabstand Aufstellung bezogen hat, direkt in die Arme. Freundlichst versuchen wir, den Beamten das Problem mit dem alten Führerschein zu erklären und zeigen unsere Übersetzung. Verwirrung beim Beamten. Ein zweiter kommt mit einem extra vorbereiteten Pamphlet mit Bildern aller internationalen Fahrlizenzen der Welt gelaufen und zeigt uns ein Foto des deutschen Hefts. Schön, sagen wir, aber mit dem Führerschein gibt’s den nicht. Verwirrung, Getuschel. Wo wollt ihr hin? Doi Suthep. Na gut, fahrt weiter.
Wieder auf dem Motorroller klatschen wir uns ab: Grad noch mal davon gekommen! An einer riesigen Kreuzung biegen wir mit etwa 20 anderen Rollerfahren ab und fahren der nächsten Kontrolle geradewegs in die Arme, was für ein Zufall… Zu früh gefreut!!! Diesmal sind Diskussionen überflüssig. Den „Chief Police Captain“ interessiert weder der Führerschein, noch sein Inhalt, noch seine Übersetzung, sondern lediglich, dass wir kein graues Buch dabei haben. Drei anderen Pärchen ergeht es ebenso. 500 Baht kostet der Verstoß, dann dürften wir drei Tage damit fahren. Wir sollten doch bitte froh sein, in unseren Ländern wäre das viel teurer! Entnervt bezahlen wir die Gebühr und Gaston muss passender Weise ein Dokument unterschreiben, das in Thai geschrieben und somit für uns nicht lesbar ist. Er lacht laut auf. „It’s ok!“, weiß der fleißige Geldeintreiber dazu. Wenn das so ist: Wir finden unseren Führerschein auf Deutsch eigentlich auch ganz ok! Naja… Wie so oft in Thailand geht es auch hier nur ums Geld.
Etwas verärgert setzen wir unsere Fahrt fort. An einem „Wasserfall“, der ob der Trockenzeit eher einem Rinnsal gleicht, halten wir kurz unsere Füße ins Wasser. Je weiter wir den Berg hinauffahren, desto kühler wird es – hier ist die Rede von „angenehmen“ 32°C! Beim Tempel angelangt fragen wir uns, warum wir wohl immer noch die „berühmten“ Sehenswürdigkeiten in Asien anfahren. Eigentlich müssten uns die zahlreichen Erfahrungen mit asiatischen Touristenschwärmen doch mittlerweile eines besseren belehrt haben. Jetzt wo wir einmal da sind, schauen wir uns die Anlage aber doch an. Es wäre ein sehr schöner Tempel mit wunderbarer Aussicht auf die Stadt Chiang Mai, doch es sind entschieden zu viele Menschen hier, weshalb wir den Aufenthalt nicht wirklich genießen können.
Auch der erhoffte Spaziergang im Nationalpark bleibt mangels ohne Machete begehbarer Wege leider aus. Wenigstens finden wir ein schönes Plätzchen mit Aussicht auf weite Natur, um unsere beiden Passionsfrucht-Shakes genießen zu können! Es können ja nicht alle Tage perfekt laufen! Trotzdem sind Chiang Mai und seine verwunschenen Tempel wirklich einen Besuch wert – das nächste Mal aber mit gültigem Führerschein! 😉