20.02.2019
Um 2:30 Uhr klingelt unser Wecker. Ja richtig, mitten in der Nacht! Der Bus über die Grenze nach Belize City fährt um 3:30 Uhr los, damit wir am Morgen in Belize ankommen. Laut der Polizei und unserer Gastgeberin ist Bacalar auch nachts sicher und wird überwacht. Nachdem uns schon am Tag sehr aufdringiche Hundegangs verfolgt hatten, haben wir uns vorsorglich ein paar Ruten besorgt. Glücklicherweise hatten die Mexikaner am Vortag die Büsche am Plaza Central beschnitten und die Zweige einfach liegen lassen.
Damit ausgestattet fühlen wir uns gleich viel sicherer und treten den Weg Richtung Hauptstraße an. Die Wachpolizisten mustern uns belustigt, wir geben auch sicher ein komisches Bild ab: Rucksack hinten, Rucksack vorne, in einer Hand eine Tüte voller Lebensmittel, in der anderen eine Nadelbaumrute. Ohne Zwischenfälle an der Hauptstraße angekommen tauschen wir unsere Anti-Hunde-Ruten gegen einen Cappuchino.
Aufgewacht, Herr Busfahrer!
Der Bus rollt pünktlich ein. Aus einem Gepäckfach steigt ein Busfahrer, der sich auf einer Matratze etwas ausgeruht hat und nun für seinen Kollegen übernimmt. Schnell den Schlips angelegt und die Schuhe gebunden und schon geht es durch die Dunkelheit Richtung Belize. Ein bisschen aufgeregt sind wir schon!
Nach gut einer Stunde erreichen wir die Grenze. Im Vorfeld hatten wir gelesen, dass man oft eine Ausreisegebühr in Höhe von 500 Pesos zahlen müsse. Eigentlich gibt es die nicht, aber die Grenzbeamten scheinen sich wohl manchmal etwas dazuzuverdienen zu wollen… Offenbar haben wir Glück: Ohne Flugtickets oder dergleichen vorzeigen zu müssen, bekommen wir schnell den Stempel in den Pass und dürfen uns wieder in den Bus setzen.
An der belizianischen Grenze müssen alle aussteigen und das komplette Gepäck mitnehmen. Nachdem wir eine Touristenkarte ausgefüllt und uns einen Stempel abgeholt haben, werden wir an der Gepäckkontrolle nur über den Inhalt unserer Rucksäcke ausgefragt. Großzügig unterschlagen wir die 6 kubanischen Zigarren und unsere Lebensmittel und werden freundlich durchgewunken. Willkommen in Belize!
Bürokram an der belizianischen Grenze
Englisch, wer hätte das gedacht!
Belize stand so gar nicht auf unserem Plan. Dementsprechend hatten wir keine Ahnung von diesem kleinen Land, mal abgesehen davon, dass es eine wunderschöne Karibikküste und das zweitgrößte Riff der Welt besitzt. So waren wir schon an der Grenze überrascht, dass die Amtssprache hier Englisch ist.
Als wir gegen 7:30 Uhr aus dem unruhigen Bus-Schlaf erwachen und schon in den Outskirts von Belize City ankommen, erwarten uns gleich mehrere Überraschungen: Die Bevölkerung besteht zum Großteil aus schwarzafrikanischen Menschen, die Häuser aus Holz in Stelzenbauweise verbreiten irgendwie Südstaatenflair. Zwischen hübschen Villen und großen Industriegebäuden reihen sich in den Nebenstraßen einfachste Behausungen mit Wellblechdächern aneinander. Im Morgenlicht erwacht Belize City und hat hinter dem Busfenster für uns so gar nichts Gefährliches oder Unsicheres an sich. Wie überall auf der Welt gehen die Menschen zur Arbeit und die Schulkinder in hübschen Uniformen zur Schule.
Angekommen am Busbahnhof treffen wir auf ein Pärchen bestehend aus einer Deutschen, Julia, und einem Chilenen namens Carlos, die auch weiter nach Flores fahren wollen. In dem kleinen Busbahnhof, der eigentlich nur aus einem staubigen Parkplatz und ein paar Imbissbuden besteht, gehen wir zum “Infostand” – ebenfalls ein Chipsverkäufer, allerdings mit einem kleinen ADO-Aufkleber am Fenster. Der Typ erklärt uns, dass es zwei Wege gäbe, nach Flores zu kommen: Mit dem Expressbus nur für Touristen oder dem Chicken-Bus, wie die einheimischen Busse genannt werden. Für den Expressbus müsste man ein Taxi zum anderen Busbahnhof nehmen bzw. gut 1 km durch die Stadt laufen.
Der 'Busbahnhof' von Belize City
Während sich Julia und Carlos eher zum Expressbus hingezogen fühlen (der im Übrigen 30§ kostet), haben Gaston und ich uns schon für die “coole” Variante mit den Chickenbussen entschieden. Unsicher ist das auch nicht, man sieht mehr von Land und Leuten und obendrein ist es billiger. Wir tauschen 500 Pesos gegen 50 Belize Dollar. Keine Ahnung, ob der Kurs stimmt, denn unsere Umrechnungsapp kennt die belizianische Währung nicht. Was ich wiederum gelesen hatte, ist der Kurs zum US-Dollar: 2 Belize Dollar = 1 US Dollar. Das macht das Rechnen etwas leichter.
Schon geht es los und wir steigen in den kultigen, alten gelben US-Schulbus ein. Zum ersten Mal in fast drei Wochen hören wir im Radio nicht Reaggeton, sondern 80er Schnulzen. Wir sitzen in der vorletzten Reihe. Der lange Bus hat nur vorne und hinten Lautsprecher eingebaut (mit Diskobeleuchtung daneben, wohlgemerkt!) und die Lautstärke ist ohrenbetäubend, sodass wir auf der Hälfte der Fahrt Ohropax bemühen werden. Kurz vor der Abfahrt kommen Julia und Carlos doch noch zur Tür herein und fahren mit.
Schulkinder im Chickenbus
Manchem ist die Fahrt zu langweilig
Los geht die Fahrt durch Belize City in Richtung Hauptstadt Belmopan und schließlich in den Grenzort Benque. Es gibt unglaublich viele Bumper auf den Straßen in der Stadt und ebenso vor und nach jedem Dorf auf dem Weg, auch wenn es nur aus 3 Blechhüttchen besteht. Wacklig geht die Fahrt voran. Auf der Autobahn wandelt sich die Landschaft von staubigen Feldern zusehends zu saftig grünen Wiesen und Palmenwäldern, in der Ferne tauchen Hügel und Berge auf. Die Holzhäuser tun ihr Übriges: Irgendwie sieht es hier so aus, wie wir uns Afrika vorstellen, nur ohne Giraffen.
An den Straßenrändern ist es sumpfig, hin und wieder fliegt ein “Achtung Krokodile!” Schild vorbei. Niemals hätten wir so eine Schönheit und Weite erwartet. Wir sind sehr froh, unsere Reise in Mexiko von Valladolid aus nicht nach Palenque, sondern Bacalar weitergeführt zu haben. Diese Anblicke wären uns verwehrt geblieben! Nach gut einer Stunde kommen wir in Belmopan, der Hauptstadt Belizes, an; nach weiteren eineinhalb Stunden erreichen wir Benque, einen kleinen Ort 5 km vor der Grenze zu Guatemala.
Fliegende belizianische Natur
Die Fahrt dauert etwa 4 1/2 h
Mit den beiden anderen teilen wir uns ein Taxi mit komplett gesprungener Windschutzscheibe zur Grenze für 5 Belize Dollar pro Person. Auf dem Weg dorthin werden wir von der Polizei angehalten. Angeblich hätte der Taxifahrer falsch überholt. Komisch nur, dass die Beamten Uniformen vom Zoll und nicht von der Verkehrspolizei tragen… Der Taxifahrer muss 20 Dollar an die Polizisten abtreten. Schmiergeld, wie er uns später erzählt.
An der Grenze überfallen uns circa hundert aufdringliche Geldwechsler. Wir bahnen uns den Weg bis zu den Stempelschaltern. Hier die Überraschung: Trotz unseres Transitstempels müssen wir eine Ausreisegebühr bezahlen. So viel Belize Dollars hatten wir natürlich nicht eingetauscht! Wir legen alle vier zusammen und können gerade so die Gebühr bezahlen.
Liebevoll gestaltetes Gebührenschild...
Gaston und ich machen uns auf die Suche nach einem Geldautomaten, da wir den beiden anderen noch Geld schulden. In der Mittagshitze schnaufen wir das Örtchen hinauf, dessen Hauptstraße steil den Berg hinauf führt. Der uns empfohlene Geldautomat ist “fuera de servicio” (endlich wieder spanisch, ich litt schon an Sprachfasching.) und so geht es weiter hoch, bis wir ziemlich weit im Ort endlich eine Bank finden. Drinnen ist es angenehm klimatisiert und ein Sicherheitsbeamter bewacht die Tür.
Wir wollen nur schnell die verbliebenen Pesos und 50€ in Quetzales umtauschen. Die Dame am Schalter prüft die Scheine sehr eingehend und findet an einem einen mikroskopisch kleinen Riss. Den kann sie nicht annehmen. Ja, ok, dann eben den Rest. Es dauert ewig. Jetzt braucht sie noch meinen Pass. Wir treten von einem Fuß auf den anderen, schließlich warten die beiden anderen unten auf uns! Nach weiteren zehn Minuten wildem Einhämmern auf ihre Tastatur eröffnet sie mir, dass mein Pass im System nicht registriert wäre. Äh, was?
Wir nehmen also Gastons. Sie fragt, aus welchem Land wir sind. “Alemania”, sag ich. Hat sie nicht gerade 10 Minuten auf meinen Pass gestarrt? “Alemania??” fragt sie verwundert und zeigt mir die obere Zeile meines Passes: “Aber da steht doch Europäische Union!” Im Ernst jetzt? Wenigstens funktioniert es mit Gastons Pass. Nun die ganze Aktion nochmal für die Euros. Mittlerweile hat sich eine Schlange hinter uns gebildet und es ist über eine halbe Stunde ins Land gegangen. Endlich etwas Bargeld in der Hand hetzen wir den Berg wieder runter in die Grenzstation. Von Julia und Carlos ist natürlich weit und breit nichts zu sehen. Hoffentlich treffen wir die beiden in Flores noch einmal, um unsere Schulden begleichen zu können!
Auf dem Weg zurück spricht uns ein freundlicher Colectivofahrer an und wir bekommen für 30 Quetzales unsere Fahrt nach Flores. Mit dem kleinen Minivan fahren wir weitere zwei Stunden auf sehr engen Sitzen nach Flores und sind dann wirklich froh, endlich aussteigen zu können. Ein Tuc-Tuc bringt uns noch zu unserem Hotel “El Tayazal“ in zweiter Reihe vor dem See.
Schickes, aber enges Colectivo
Wir dachten ja, Tulum wäre heiß gewesen, aber in Flores hat es 37 Grad. In unserem Zimmer auf der Sonnenseite hat es gefühlt 50 °C und der gut gemeinte Ventilator ist einfach zu langsam, um irgendeinen Luftstrom erzeugen zu können. Die kleine Insel im See ist schnell umrundet und besteht zum großen Teil aus Hotels und Restaurants.
Wir müssen uns erstmal an den Gedanken gewöhnen, in Guatemala zu sein. Ja, Guatemala, das in den Nachrichten ziemlich negativ konnotierte Land. Das machen wir bei einem Erdbeerdaiquiri. Hier sind Happy Hours irgendwie in und gehen auch gefühlt den ganzen Tag, da gibt es immer zwei Cocktails für einen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen! 🙂 Danach gibt es ein typisches Mittag-/Abendessen in einem kleinen einheimischen Lokal. Der uralte Besitzer, der irgendwie aussieht wie ein Asiatenverschnitt, grillt auf einer alten LKW-Felge mit Rost. Das Essen schmeckt zwar lecker, aber unsere Mägen sind immer noch nicht an Avocado und Frijoles gewöhnt und wir haben beide ein wenig mit Bauchweh zu kämpfen.
Flores in Bildern
Über unser Hostel organisieren wir uns noch eine Tour für die Ruinen von Tikal. Die liebe Rezeptionista und ich ziehen “El jefe Gaston“ etwas auf und haben viel Spaß. Auch nach der Dunkelheit kann man sich in Flores hinaustrauen und so schlendern wir noch ein wenig die Küste entlang und erstehen zwei hübsche Armbänder. Nun aber ab ins Bett, unsere Tour startet morgen um 4:30 Uhr!