16.05.2019
Unser Ziel heute: Hobbiton Farm, das berühmteste aller Filmsets aus Herr der Ringe und der Hobbit Trilogie. In der Hauptsaison sind die Tickets für die Touren durch das Gelände Wochen und Monate vorher ausgebucht – wir hatten noch gestern die volle Auswahl und haben uns für die letzte Tour des Tages um 15:30 Uhr entschieden. Gestern hat Gaston mit links (haha!) mit unserem Camper Bobby ganz fleißig Kilometer gemacht und wir sind von Northland über Auckland bis nach Tuakau gefahren, wo wir die Nacht zum ersten Mal auf einem unschöneren Parkplatz verbracht haben. Zum Glück war es sowohl bei Ankunft als auch bei Abfahrt heute früh noch dunkel…
Fürs Frühstücken wollen wir eigentlich nur ein paar Kilometer weiterfahren, um einen schönen Platz zu finden, entscheiden uns aber doch, noch eine halbe Stunde weiter zur Coromandel Peninsula zu reisen. Eine gute Entscheidung, denn der Pacific Coast Highway ist einfach nur atemberaubend schön. Direkt an der Küstenlinie schlängelt sich die Straße an schicken Holzhäusern und Bootsstegen vorbei. Hier finden wir ein idyllisches Frühstücksplätzchen mit Aussicht. Es ist „Inselwetter“, wie Gaston immer sagt, also ziemlich gemischt mit teils Nieselregen und dicken Wolken, aber hin und wieder auch einigen Sonnenstrahlen.
Während unseres Frühstücks reißt der Himmel langsam auf, die Farbe des türkisgrünen Meeres offenbart sich und verleitet uns zu einem ausgedehnten Strandspaziergang. Es riecht etwas streng nach Algen und Muscheln und der Wind bläst uns ordentlich durch – Pazifik eben! Es macht einfach so viel Spaß, mit unserem liebgewonnenen Bobby durch Neuseeland zu fahren, einfach überall stehen zu bleiben und die wunderbare neuseeländische Natur zu genießen!
Gegen Mittag brechen wir auf: Hobbiton ruft! Bis Matamata (die Maori-Namen sind wirklich zu ulkig!) fahren wir etwa 1 ½ Stunden. Wieder mal kommen wir an manchen Viewpoints nur schwer ohne Anhalten vorbei, müssen uns für heute aber etwas disziplinieren. Kurz vor 15 Uhr erreichen wir die Hobbiton Farm. Auf dem mittelgroßen Parkplatz sind gerade einmal zwei Reihen Wohnmobilparkplätze ausgewiesen – ganz schön wenig, wenn man die Massen an Campern in der Hauptsaison bedenkt. Ein Hoch auf die Nebensaison Neuseelands! Heute bekommen wir problemlos einen Parkplatz und wärmen auf diesem noch schnell unser Mittagessen auf. Hatte ich schon erwähnt, dass wir Bobby lieben??
Neuseelands drittgrößte Touristenattraktion begrüßt uns mit bildschönen Eintrittskarten und überraschend wenig Menschen. Hatte ich das mit der Nebensaison schon erwähnt?! In einem hobbit-grünen Bus werden wir in einer kleinen Gruppe ans Set gefahren. Unser Guide, ein rotbärtiger Neuseeländer mit furchtbarem Akzent, erklärt unterdessen, wie dieser Streifen Land zu einem der berühmtesten Filmsets der Welt wurde. Die Familie Alexander, der das 500 Hektar große Areal gehört, muss mittlerweile Millionen damit verdient haben…
Nebenbei mal ein paar Fakten:
Ein schmaler Feldweg führt uns nach Mittelerde und zu den ersten der insgesamt 44 Hobbit-Höhlen. Wir sind jetzt schon restlos begeistert. Was für eine Liebe zum Detail! Besonders niedlich sind die kleineren Höhlen, deren runde, bunte Türen uns nur bis zur Brust reichen. In den Vorgärten blühen wunderschöne Wiesenblumen, wachsen Apfelbäume, Lavendel und Salat. An der reichen Ernte von Kürbissen, Mais und Gurken aus dem großen Hobbiton-Garten freuen sich die bis zu acht Gärtner, die in der Hochsaison hier arbeiten. (Und ein kleines bisschen freuen wir uns, denn wir lassen unauffällig einen Zweig original Hobbiton-Lavendel mitgehen. Was der wohl auf Ebay einbringt?) Ein kunstvoll verzierter Briefkasten steht vor jedem Haus, Kleidung in Kindergrößen hängt auf den Wäscheleinen und die Schornsteine, die wie Pilze aus dem Boden ragen, rauchen vor sich hin. Jeden Moment könnte Bilbo Beutlin aus seiner grünen Tür treten, über den großen Kürbis springen, den Hang hinunterrennen und rufen: „I’m going on an adventure!“
Bilbos Hütte, Beutelsend, liegt ganz oben auf dem großen Hügel und überblickt das gesamte Auenland. Die Sonne geht hinter dem Haus unter (was uns als einziges bei der nachmittäglichen Tour etwas auf die Füße fällt…). Um eine Szene vor dem Haus im Sonnenuntergang realisieren zu können, wurde diese beim Sonnenaufgang gedreht und dann rückwärts abgespielt. Welch ein Aufwand für die Kunst! 🙂
Bis hierher waren wir schon hin und weg von diesem gigantischen und wunderschönen Filmset. Als wir jedoch über einen kleinen Holzweg zur Mühle am See mit dem überaus kreativen Namen „The Water“ gelangen, stockt uns der Atem. Das mit weichem Moos bewachsene Mühlrad schaufelt fleißig das Wasser des dunkelblauen Sees, hinter einer Steinbrücke erhebt sich das reetgedeckte Green Dragon Inn, die Dorfkneipe des Auenlandes. Orange-rote Lampions beleuchten die Festwiese. Aus dem Pub dringt leise irische Musik. Es ist einfach perfekt!
Am Ende der Tour wird uns ein Hobbiton Stout in Steingutbechern gereicht, das wir im Dragon Inn genießen. Draußen ist es ziemlich windig und auch mittlerweile ganz schön frisch geworden. Trotzdem können wir uns nicht losreißen: Nun leuchten in der Dämmerung auch noch die kleinen Laternen vor den Höhlen und machen das ganze noch niedlicher!
Unser Fazit: Hobbiton Farm lohnt sich definitiv nicht nur für eingefleischte Herr der Ringe Fans, auch wenn der Eintrittspreis von 50€ wirklich ganz schön straff ist… Erfüllt von den wunderschönen Bildern setzen wir uns in unseren Camper, wärmen uns auf und laufen unseren Platz für die Nacht direkt am Ufer des Lake Karapiro an.