01.03.2019
Wir wollen unsere Reise nach Manaus in Brasilien mit einem “Lento”, einem der langsamen Amazonasboote fortsetzen. Diese Boote folgen soweit es geht einem festen Fahrplan, aber es kommt wohl öfter auch mal was dazwischen. Irgendwo hatten wir gelesen, dass die Frachtschiffe mittwochs und samstags abfahren. Heute ist Freitag, also der perfekte Tag zum Organisieren der Weiterreise. Aus unserem Hostel hatten wir schon Marik, einen Slowenen und Santiago aus Argentinien befragt, die auch mit dem Boot weiterfahren wollen. Es gibt wohl ein Lento heute und eines morgen, das wenige Reales teurer ist. Die beiden wollen am Freitag fahren. Wer einen Grenzübergang erwartet, wird enttäuscht.
Wir möchten uns selbst ein Bild machen und laufen gegen Mittag bewaffnet mit unseren Pässen in Richtung Hafen los. Das Boot legt in Tabatinga auf der brasilianischen Seite der Stadt ab.
Die lange Straße führt einfach von einem Land ins nächste, ein klarer Übergang ist nicht erkennbar, aber irgendwann sind die Werbeschilder der zahlreichen Läden und Kneipen eben auf portugiesisch; die Pässe brauchen wir nicht. Nach gut 4km Weg und ca. 100x fragen nach dem Weg finden wir den Hafen “Puerto Voyager“, an dem die Lentos ablegen. Die offizielle “Zufahrtsstraße” ist ein Feldweg mit riesigen Kratern – das kann man ja nicht alleine finden!
Ehe wir uns versehen, sind wir in Brasilien!
Brasilianische Musikschulwerbung
Das große, alte Frachtschiff legt tatsächlich morgen um 12 Uhr ab, wir sollen um 9 Uhr zum Boarding vor Ort sein. Tarif: 220 Reales für vier Tage und drei Nächte Hängemattenplatz, 1200km Amazonas bis zum Hafen von Manaus, inklusive Vollverpflegung! Die Tickets können wir morgen kaufen und uns heute das Schiff mal ansehen. Es liegt schon im Hafen und wird gerade beladen. Auch der Hafen selbst besteht nur aus festgetretener Erde und einer metallenen Laderampe, über die die zahlreichen Frachtgüter von jungen Burschen in Hawaianas (Flipflops) an Bord getragen werden. Jedes weitere Boot im Hafen legt einfach am vorherigen an – dann werden die Güter eben über zwei Schiffe getragen. Neugierig beäugt von der Besatzung betreten wir das Boot, auf dem wir die nächsten vier Tage verbringen werden. Es ist groß, hat drei Decks, eine Bar, einen Billiardtisch und sogar ein kleines Fußballfeld. Klar, wir sind in Brasilien!
Der „Logistikchef“ in pinken Jeans, der am Eingang an einem Plastiktisch Stellung bezogen hat, begrüßt uns freundlich und zum Glück auf Spanisch. Wir sollen uns ruhig auch auf den oberen Decks umsehen. So können wir uns schonmal gute Plätze für unsere Hängematten aussuchen und wissen gleich, wo wir morgen hinmüssen. Als wir gerade vorne an der Reeling stehen und den Ausblick auf den riesigen, matschbraunen Amazonas genießen, legt das Boot plötzlich ab. Leicht in Panik rennen wir die Treppe hinunter auf das Unterdeck. Inzwischen sind wir zu weit vom Steg weg, um noch ans Ufer springen zu können. Da kommt auch schon der Logistikmeister gelaufen. “Calma, calma!”, ruft er. Die beiden großen Boote wollen die Position wechseln, damit das Einladen leichter ist. Er bietet uns zwei Plastikstühle an.
Mit einem der kultigen ``Lentos`` im Hintergrund
Plötzlich mitten auf dem Amazonas!
Das Manöver, bestehend aus Ab- und wieder Anlegen, dauert ganze 45 Minuten. Daher auch der Name “Lento”! 🙂 Währenddessen wird uns erklärt, dass wir vor dem Ablegen einen Einreisestempel von Brasilien brauchen. Den besorgen wir uns bei der Policia Federal in Tabatinga. Ein bisschen komisch kommt uns vor, dass wir noch gar keinen Ausreisestempel von Kolumbien haben. Wie sich später durch Nachlesen herausstellt, brauchen wir diesen natürlich auch noch. Eigentlich wollen wir noch brasilianische Reales abheben, aber die Banken sind entweder überfüllt oder die Automaten funktionieren nicht.
Ausgehungert und durstig kommen wir nach vielen Stunden wieder in Leticia an. Nachdem wir im Supermarkt ein paar Vorräte für die nächsten Tage eingekauft haben (Wasser, Müsli und Kekse, man weiß ja nie!), kochen wir uns im Hostel ein leckeres Abendessen und versuchen, mit dem schmerzhaft, schmerzhaft langsamen Internet den Flug von Manaus nach Rio zu buchen. Wieder waren wir zu langsam und die Preise sind hoch.. Das müssen wir dringend verbessern!