09.04.2019
Um 4:20 Uhr beladen wir den Jeep und fahren eine Stunde durch die Dunkelheit zum Salzsee. Wie Arnoldo den Weg findet, ist uns schleierhaft. Irgendwann steigt er aus und berät sich mit seinen Kollegen an der Einfahrt zum See: Wagen wir es? „Bien amigos, vamos arriesgando!“, ruft er, springt auf seinen Fahrersitz und wackelt mit dem Jeep den Abhang hinunter. Der Salzsee steht ca. 30 cm unter Wasser. Mühselig pflügen sich die beiden Jeeps vor uns durch das Wasser, dicht gefolgt von Arnoldo. Das eiskalte Salzwasser spritzt fontänenartig aus den Radkästen. Was passiert, falls wir einbrechen?
Die Jeepkolonne im Finstern
Arnoldo schaltet das Licht aus, denn in der Ferne dämmert es leicht. Wir fragen ihn, woher er weiß, wo er hinfahren muss, denn die anderen Jeeps haben wir längst abgehängt. „Keine Ahnung, ist doch egal!“, ruft er fröhlich nach hinten. Achso, denken wir. Ist ja egal!
Das Schauspiel, dass sich uns bietet, als die Dämmerung einsetzt, ist unbegreiflich. Wir fahren auf der nun dünneren Wasserschicht wie auf einem Spiegel, der alles reflektiert und verdoppelt. Es fühlt sich an, als würden wir mit dem Jeep durchs Meer fahren. In der Ferne färbt sich der Himmel von dunkel- zu hellrot, von orange zu strahlend golden. Es ist einfach nur unbeschreiblich schön. Wir halten an und steigen aus. Die Wasserschicht ist gerade so hoch, dass unsere Füße trocken bleiben. Wie gebannt stehen wir sechs im eisigen Wasser und starren auf den Himmel. „Das sind mit Abstand die besten 180€, die ich jemals ausgegeben habe“, bringt Johannes hervor. Recht hat er. Dieses Erlebnis ist wirklich einmalig.
Arnoldo läutet die Fotosession ein. Er gibt uns genaue Anweisungen, was wir zu tun haben. Keiner von uns hätte sich in diesem Moment auf gute Fotos konzentrieren können, zu bewegend und rührend ist der Anblick des Sonnenaufgangs über dem riesigen Salzsee Uyuni. Gut, dass Arnoldo das Ganze in die Hand nimmt!
Wieder zurück im Auto sind wir völlig sprachlos. Nun, da es hell ist, können wir die Dimensionen des Uyuni erst richtig sehen. 12 000 km2 einfach nur strahlend weiße Salzkruste. Bestimmt 45 Minuten fahren wir über die Salzkristalle bis zur Insel Incahuasi mitten im See. Was ist denn das nun wieder?? Mitten in einem Salzsee eine Insel voller Riesenkakteen??? Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Erneutes Fotoshooting auf dem Salzsee, ordnet Arnoldo an. Erstmals auf der Tour ist es so warm, dass wir die Jacken ausziehen können. Auf dem reflektierenden Salz hat man ohne Sonnenbrille keine Chance. Arnoldo legt sich auf seine Fußmatten und macht reihenweise lustige Fotos und Videos von uns. Unser Quotenjapaner beweist darin großes Engagement und Schauspieltalent! 😉
Wehmütig verlassen wir den Salzsee gegen Nachmittag und essen in Uyuni zu Mittag: Heute gibt es typisch bolivianisch Lamafleisch und Quinoa! Super lecker und gesund. Unsere letzte Station ist der Zugfriedhof nahe der Kleinstadt Uyuni. Hier lagern die alten, verrosteten Züge, die einst Mineralien nach Chile gebracht haben.
An der Agentur angekommen schreiben wir unser großes Lob auf ein Din A4 Blatt, das Arnoldo sofort ins Schaufenster hängt. Was für eine Tour!
Manchmal ist es eben doch ganz gut, nicht alles im Voraus zu recherchieren: Wie begeistert waren wir von der wunderbaren Atacama-Wüste mit ihren Lagunen, ihren endlos weiten Staubstraßen, den in der Ferne rauchenden Vulkanen und zu guter Letzt dem riesigen Salzsee Uyuni! Was für ein Glück hatten wir mal wieder mit dem lieben Arnoldo und unserer tollen Gruppe! Der Sonnenaufgang über dem See hat unsere Herzen weit gemacht und uns zu Tränen gerührt. Niemals hätten wir diese Schönheit, diese absolute Perfektion eines Naturschauspiels erwartet. Wir sind – schon wieder – komplett überwältigt von der Vollkommenheit und Vielfältigkeit unseres wunderbaren Planeten. Voll tiefer Dankbarkeit für diese Erlebnisse und die Möglichkeit, zusammen diese Reise machen zu können, beziehen wir unser Hotelzimmer und versuchen in den nächsten Tagen, das Erlebte zu verarbeiten.