26.02.2019
Am Vormittag erkunden wir die alte Kolonialstadt Antigua. Noch vor dem Frühstück besteigen wir den kleinen Hausberg “El Cerro de la Cruz”, von dem aus man eine fantastische Sicht über die Stadt vor dem mächtigen Wasservulkan hat. Die vielen alten Gebäude von Antigua sind in einem kleinen Spaziergang schnell erkundet. Irgendwie haben wir beide etwas Magenprobleme und sind froh, im Bus nach Panajachel an den berühmten Atitlan-See etwas Zeit zum Ausruhen zu haben.
In einem Colectivo-Bus fahren wir die kurvigen Bergstraßen auf und ab, bis wir gegen Abend die kleine Stadt Panajachel erreichen – der Ausgangspunkt zu allen Dörfern und Ausflügen rund um den Atitlan See. In unserem Hostel werden wir freundlich begrüßt, werfen unsere Sachen ab und machen uns auf zum See. Ein atemberaubender Anblick bietet sich uns: Der große, tiefblaue See scheint von den drei schwarzen Vulkanen bewacht zu werden. Hier bestimmt die Natur den Menschen, nicht andersherum.
Kleine Mayadörfer schmiegen sich eng an die steilen Felswände. Wir setzen uns auf einen der verlassenen Baywatch-Tower, um den Sonnenuntergang zu beobachten.
Beeindruckend brechen die Sonnenstrahlen durch die Wolken und verschwinden schließlich hinter dem Vulkan San Pedro. Schnell legt sich die Dunkelheit wie eine Decke über den See. In einer Panadería erstehen wir Brot und kaufen einer Bäuerin etwas Obst und Gemüse sowie ein paar Eier ab. In der spärlich ausgerüsteten Hostelküche basteln wir uns daraus ein Abendessen von dem wir hoffen, dass unsere Mägen es zu schätzen wissen.
27.02.2019
Am nächsten Morgen brechen wir kurz nach Sonnenaufgang zum See auf, um uns eine Fahrt in ein Mayadorf zu organisieren und die beste Sicht abzupassen. Anscheinend ist das öffentliche Schiff für uns zu langsam und daher bleibt uns nichts anderes übrig, als uns eine private Fahrt in das Dorf “San Catarina” zu organisieren. Etwas teuer, aber dafür sind wir frei in der Zeitgestaltung.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Kai, wo uns Bernadino, der Bruder des Organisators von heute morgen, auf sein Boot lotst. Er scheint nicht sehr redselig oder freundlich zu sein, mal sehen, was der Vormittag bringt! Langsam schippert er uns am Ufer entlang, wo sich ein Luxustempel an den nächsten reiht. Es erinnert uns etwas an den Gardasee, der auch von Bergen und Hotels umgeben ist!
Ton in Ton 🙂
Auf dem Privatboot
Nach gut 15 Minuten kommen wir schon in San Catarina an. Wir runzeln die Stirn: Der Typ von heute morgen hatte uns etwas von “mindestens einer Stunde Fahrt auf dem See” erzählt. Da kommt schon Bernadino von hinten und meint, das Dorf wäre aber wirklich klein und hätte auch nicht soviel zu bieten. Wir könnten gegen noch einmal 150 Quetzales aber auch noch zum nächsten fahren. Na klar! Es war eh schon viel zu teuer. Etwas empört steigen wir aus und überlegen, wie wir die Situation lösen. Erstmal erkunden wir aber San Catarina!
Eine kleine gepflasterte Straße führt uns hinauf zur Kirche, wo gerade fünf einheimische Frauen mit traditionellen Gewändern und einer Art Turban beten. Auf dem Marktplatz haben einige Kinder Sportunterricht und spielen Fußball. Wir versuchen, so weit wie möglich den Berg hinaufzusteigen, um eine gute Aussicht über Dorf und See zu haben. Je höher wir kommen, desto ärmlicher und einfacher scheinen die Behausungen zu werden. Ein paar etwa sechsjährige Kinder schleichen kichernd um uns herum und bitten uns um einen Quetzal (entspricht ca. 15 ct). Trotz ihrer offensichtlichen Armut grüßen uns die Einheimischen sehr freundlich und weisen uns den Weg nach oben. Der Ausblick entschädigt uns für den staubigen Weg – die teuere Bootsfahrt hat sich jetzt schon gelohnt!
Frauen beten in voller Stoffmontur
Schulkinder rennen lachend an uns vorbei
Wieder unten angekommen wollen wir noch ins “Centro cultural“, einem kleinen Haus, in dem man sich die Webkunst der Mayas ansehen kann. Der Pfad hinauf wird gerade neu gemörtelt und wir müssen über Holzbretter und offenliegende Leitungen steigen. Uns begrüßt eine etwa siebzehnjährige junge Frau. Sie erklärt uns die Bedeutung der verschieden gewebten Stoffe und dass ein traditionelles Gewand der Frau 3000 und eine Hose für den Mann 6000 Quetzales kostet (etwa 375 bzw. 750€!!). Als wir ob des Preises nach Luft schnappen, erzählt sie weiter, dass die einheimischen Frauen an einer Hose ca. 6 Monate lang weben – jeweils sechs Stunden am Tag, denn soviel muss eine Mayafrau am Tag mindestens nähen, sobald sie elf Jahre alt ist.
Im Obergeschoss verkaufen die Frauen Armbänder, Taschen und Stoffe. Natürlich nehmen wir zwei Armbänder mit und lassen uns auch noch einen Eiskaffee zubereiten. Die drei Mayafrauen unterhalten sich in ihrer einheimischen Sprache “Katzelwieauchimmer”. Sie lachen herzlich, als wir versuchen, den Namen auszusprechen. Anscheinend ist Besuch aus Deutschland sehr selten, denn sie fragt uns gleich, ob man als Guatemalteke theoretisch mit einem Visa nach Deutschland einreisen kann. Wir vermuten, schon, müssen aber zu unserer Schande gestehen, dass wir keine Ahnung haben, wie schwer es für Mittelamerikaner ist, nach Deutschland zu kommen…
Im Nu vergeht die Zeit und wir laufen zurück zu dem kleinen Pier, an dem Bernadino auf uns wartet. Er stellt sich quer, als wir ihm begreiflich machen wollen, dass wir für mehr bezahlt haben, aber die Zeit war zu schön, um sich von ihm die Laune verderben zu lassen. Immerhin darf Gaston kurz vor Ende der Fahrt mal ans Steuer und den kleinen Kahn lenken.
Zurück in Panajachel haben wir nun noch in aller Ruhe Zeit zum entspannten Heimweg und Brötchen schmieren für die lange Reise, die uns nach Kolumbien bevorsteht. In der Mittagszeit holt uns der Shuttle nach Guatemala City zum Flughafen ab; leider sind wir wieder die letzten und es wird eng. Die Fahrt führt uns zuerst zurück nach Antigua, bevor es von dort aus mit einem etwas älteren Modell von Taxifahrer zum Flughafen weitergeht. Der Gute hat sichtlich Mühe im Hauptstadtverkehr, übrigens genau wie die Polizei, deren Sirenen und Blaulicht im Stau keine Menschenseele zu interessieren scheint. Wir sind froh, sicher im Flughafen angekommen zu sein.